Geschichte
Die Geschichte des Gutes ist eng mit dem Ort Blankenfelde verbunden. Wie viele Orte in der Mark Brandenburg wird Blankenfelde 1375 erstmals im Landbuch Kaiser Karls IV erwähnt. Vermutlich ist der Ort im Rahmen der Ausdehnung Brandenburgs auf den Barnim in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts angelegt worden.
1519 Erste urkundliche Erwähnung als Rittergut mit Wohnhof und Schäferei im Besitz der Familie von Barfuß zu Malchow.
1618 – 1648 Im Dreißigjährigen Krieg werden Dorf und Gut schwer beschädigt, die Besitzer wechseln mehrfach.
1679 Der Minister und Oberhofmarschall des Großen Kurfürsten E.J. von Grumbkow wird Eigentümer des Gutes. Er baut Gut und Dorf wieder auf. Das Gut nimmt eine immer beherrschendere wirtschaftliche Stellung im Ort ein. Grumbkow erwirbt die Brauerei und Brennrechte und richtet auf dem Gut eine Brauerei ein.
1711 König Friedrich I von Preußen übernimmt das Gut. Es werden ein königliches Lusthaus und Lustgarten angelegt. Das Gut wird landesherrliches “Domänegut” des Amtes Niederschönhausen.
1776 Großer Brand in Blankenfelde. Der Ort und vermutlich auch das Gut werden weitgehend zerstört.
1811 Der Berliner Bürger J.H. Neumann erwirbt das Gut und betreibt eine Pferdezucht.
etwa 1850 Das Herrenhaus (heute „Kurhaus“ genannt) wird in der uns heute bekannten Außenform errichtet. Das Gebäude dient als Sitz des Gutsherren. Das Gutsverwalterhaus (heute „Gutshaus“ genannt) wird errichtet, im Ostflügel befindet sich der Pferdestall.
1880 Das Gartenhaus wird errichtet. Später wird es als Stellmacherei genutzt. Heute nutzt es die Freie Naturschule. Auch die meisten Stall- und Scheunengebäude dürften um diese Zeit gebaut werden.
1882 Die Stadt Berlin kauft das Gut, um Rieselfeldbewirtschaftung zu betreiben. Das Gut wird zum „Stadtgut“.
1890 Das Herrenhaus wird zu einer “Heimstätte” umgebaut – für Lungenkranke und Wöchnerinnen.
1897 – 1908 Im Rahmen des Heimstättenbetriebes werden eine Liegehalle auf der Terrasse der Heimstätte und eine weitere Liegehalle im Kurpark gebaut.
etwa bis 1914 Das Stadtgut Blankenfelde gilt als Ausflugs- und Erholungsort. Aus dieser Zeit datieren viele Postkarten.
etwa 1920 Die Nutzung als „Heimstätte“ wird aufgegeben – der Gestank von den Rieselfeldern wird von den Genesungsbedürftigen nicht geschätzt. Das Kurhaus wird als „Leichtkrankenhaus“ genutzt.
1928 Für die neue Straßenführung nach Berlin (heute B 96a) wird der Gutspark quer geteilt. als Ausgleich für die westlich der Straße gelegenen Teile des Gartens wird das Gutsgelände um die Spitze südlich des Grabens erweitert. Im Bereich westlich der Straße entstehen nach und nach kommunale Einrichtungen (Feuerwehr, Kita und Schule).
etwa 1933 Das Kurhaus wird als Altersheim genutzt.
1939 bis 1945 Während des 2. Weltkrieges werden Flüchtlinge einquartiert.
1945 Die Rote Armee besetzt Blankenfelde und nutzt die Gutsgebäude für ihre Verwaltung. Im Kurhaus werden Flüchtlinge untergebracht.
1949 Das Stadtgut wird “Volkseigenes Gut” – und damit Teil des Gesamtsystems der Kollektivierung der Landwirtschaft (VEG). Auf dem Gut wird überwiegend Milch- und Fleischproduktion betrieben, es gibt Schweine, Rinder, Schafe und Pferde. Auf dem Ackerland wird Viehfutter angebaut.
etwa 1950 Hinterm Eingang zum Gutsgelände entsteht ein einstöckiger Anbau ans Kurhaus. Dieser wird als Kita genutzt.
etwa 1950 – 1960 Im Gutspark ist ein Reitplatz, auf dem auch Turniere stattfinden.
etwa ab 1960 Im Herrenhaus ist die Hauptverwaltung der volkseigenen Güter (VEG) untergebracht, sowie ein Lehrlingswohnheim.
1975 Auf der Fläche des Reitplatzes wird ein Neubau für die Kita errichtet.
1985 Die Rieselfelder werden stillgelegt und Pappeln angepflanzt.
1991 Die „Betriebsgesellschaft Stadtgüter Berlin mbH“ wird gegründet. Das Stadtgut gehört jetzt wieder dem Land Berlin.
1992 Die „Betriebsgesellschaft Stadtgüter Berlin mbH“ verlagert ihren Verwaltungssitz nach Blankenfelde. Die Büros der Verwaltung ziehen ins Kurhaus und ins Gutshaus.
ab 1995 Das Stadtgut steht weitgehend leer und verfällt.
1996 Das Stadtgut wird unter Denkmalschutz gestellt. Das Land Berlin findet keinen Investor für eine denkmalgerechte Nutzung. Das Stadtgut wird an den Liegenschaftsfonds Berlin übertragen. Auch dessen Bemühungen, das Gut zu verkaufen, bleiben erfolglos.
2002 Der Verein „Natur & Kultur“ im Nachbarort Lübars (LabSaal Lübars) beschließt, das Stadtgut vor dem Verfall zu retten.
2004 Aus der Initiative entsteht der eigenständige, gemeinnützige Verein „StadtGut Blankenfelde“ mit dem Ziel, das Ensemble zu übernehmen. Mit dem Liegenschaftsfonds Berlin wird intensiv verhandelt. Der geforderte „Verkehrswert“ liegt weit über den Mitteln des Vereins.
2005 Vereinsmitglieder finanzieren ein Altlasten-Gutachten. Fazit: Die Kosten der Altlastensanierung sind höher als der Verkehrswert. Das sorgt für den Durchbruch in den Verhandlungen.
2006 Der Verein erwirbt das Stadtgut für 1€ – und verpflichtet sich zur Altlastensanierung. Das Grundstück wird – um es dauerhaft der Bodenspekulation zu entziehen und vor einer Zerstückelung zu schützen – in das Eigentum der gemeinnützigen „Stiftung trias“ übertragen.
ab 2006 Im Rahmen des Samstagewerkes macht der Verein das verwilderte Gelände urbar. Unter anderem werden eine Tankstelle und das asbestbelastete Kitagebäude im Gutspark abgerissen.
2008 Über 100 Gärtnerinnen und Gärtner der BASEG (Bundesarbeitsgemeinschaft Selbstverwalteter Gartenbaubetriebe) arbeiten eine Woche lang ehrenamtlich an der Gestaltung der Außenanlagen. Der ehemalige nördliche Zingergraben wird renaturiert, ausserdem entstehen eine öffentlich zugängliche Spiellandschaft, ein Schafstall, eine Stallplatzanlage mit Pflanzflächen und Trockenmauern, sowie ein Barfußpfad.
2009 Der Verein stellt sich der Mietergenossenschaft SelbstBau e.G. als Wohnprojekt vor. Eine Kooperation zur Sanierung von Kurhaus und Gutshaus wird beschlossen.
2011/2012 Sanierung von Kurhaus und Gutshaus und Einzug der Bewohner.
2013/2014 Sanierung der Steinscheune und Einzug der Bewohner.
2014 Sanierung des Spritzenhäuschens.
2016 Eröffnung der Naturschutz- und Tourismusstation mit der Dauerausstellung „Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben – Das Stadtgut Blankenfelde im Norden Berlins“ und Eröffnung des Cafés Traktorista.
Fotos: Sammlung Peter Rahn Blankenfelde